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Ist Mobile First wirklich der beste Ansatz?

Ist Mobile First wirklich der beste Ansatz?

Wenn du auch nur ansatzweise mit Webdesign zu tun hast, kommt dir das Schlagwort »Mobile First« vor wie ein Mantra. Alle beten es immer wieder vor sich hin, aber was bedeutet das überhaupt? Natürlich ist es extrem wichtig, dass Webseiten auf mobilen Geräten korrekt dargestellt werden. Schließlich laufen überall sogenannte »Smombies«, also Smartphone-Zombies, durch die Straßen. Menschen, die so gebannt auf ihr Smartphone starren, dass sie es gar nicht merken, wenn sie auf einen Dackel treten, sind scheinbar allgegenwärtig. Aber sind diese mobilen User wirklich die einzigen, auf die es im Internet ankommt? Wieso hat sich die Regel Mobile First so durchgesetzt und was genau steckt eigentlich dahinter?

Was genau bedeutet Mobile First?

Mobile First ist ein Denkansatz im Webdesign, der besagt, dass die Version einer Webseite für mobile Geräte immer zuerst konzipiert werden sollte. Aufbauend auf diesem Design kann dann die Desktop-Variante erstellt werden. Der Grundgedanke der Faustregel ist sicher richtig. Immer mehr User sind mit mobilen Geräten im Internet unterwegs, also muss auch der Handel darauf reagieren. Ein Online-Shop, der auf dem Smartphone so fehlerhaft dargestellt wird, dass Besucher den »Jetzt kaufen!«-Button gar nicht finden, lässt die Hälfte seiner Kunden links liegen. Also mussten >Webdesigner umdenken, als sich abzeichnete, dass immer weniger Menschen das Internet zu Hause am PC nutzen. Digital Natives können heute nur den Kopf schütteln, wenn sie hören, wie »die Alten« sich über die Zeiten unterhalten, als sie noch gemütlich den Rechner hochfahren mussten, um mit einem pfeifenden Einwahlmodem ins Internet zu gehen.

Heute führt der Weg ins Internet immer und überall über den Griff in die Hosentasche. Fakt ist aber, dass der Umgang mit PCs die Wurzeln des Webdesigns stark geprägt hat. Webseiten wurden ursprünglich als reine Desktop-Seiten konzipiert. Dadurch entwickelten sich Gewohnheiten – nicht nur bei den Usern, auch bei den Webdesignern selbst. Damals wussten wir einfach, wie Webseiten funktionierten. Schließlich hatte jeder einen Monitor auf dem Schreibtisch. Aber das Internet wurde schneller, die Ladezeiten kürzer und Webseiten wurden immer komplexer – einfach, weil sie es konnten. Große Bilder, bunte Animationen, Menüs mit möglichst vielen Untermenüs waren angesagt und niemand fragte sich, ob User mit kleineren Geräten die Schrift wohl lesen könnten.

Vom PC zum Smartphone

Dann kam der nächste Schritt in die digitale Revolution. Mobile Datenverbindungen wurden besser und günstiger. Smartphones wurden zu einem Gebrauchsgegenstand, von dem wir uns heute fragen, wie wir früher ohne ihn überlebt haben. Immer mehr Webdesigner versuchten, der Entwicklung gerecht zu werden. Nach dem Motto »Da geht noch was!«, versuchten sie, die Desktop-Varianten ihrer Webseiten einfach so weit einzuschrumpfen, dass sie auch auf einen kleinen Bildschirm passten. Von seinem kostbaren Content wollte sich aber niemand trennen, schließlich waren die Inhalte mit Sorgfalt erstellt worden. An die Ergebnisse können wir uns alle noch erinnern: Völlig überladene Seiten, Schriften, für die selbst ein Adler eine Lesebrille bräuchte und Ladezeiten, in denen man ein Brot backen könnte, waren die Folge.

Dann kam die erlösende Idee. Der geniale Entwickler Luke Wroblewski, der durchaus als der Luke Skywalker der digitalen Welt betrachtet werden kann, erkannte das Problem und machte 2014 den Mobile First Trend weltweit bekannt. Luke drehte das gesamte Denken im Webdesign einfach um: Während vorher Desktop-Varianten auf Biegen und Brechen passend gemacht wurden für mobile Geräte, etablierte Luke die Idee, Webseiten immer erst für die mobile Ansicht zu konzipieren und dann schrittweise eine Variante für Desktops zu erarbeiten. Google hat den Mobile First Trend noch einmal verstärkt, als 2016 die Mobilfreundlichkeit von digitalen Inhalten als Rankingfaktor aufgenommen wurde. Seitdem kam und kommt wirklich niemand mehr an der Regel Mobile First vorbei. Das gesamte Denken im Webdesign steht seither Kopf. Und wie jede einfache, aber geniale Idee, wurde auch diese gefeiert, aber lange Zeit nicht mehr hinterfragt. Die Regel Mobile First stand wie ein Monolith im Internet und prägte jahrelang das gesamte Webdesign. Aber etwas haben wir alle dabei vergessen …

Wer benutzt eigentlich das Web: Geräte oder Menschen?

Nicht die Menschen sind für das Internet da, sondern umgekehrt. Gut, wer sich ständig mit Webdesign, Marketing und Statistiken befasst, kann das tatsächlich aus den Augen verlieren. Denn immer geht es um Besucherzahlen, um Verweildauer, um die Conversion Rate, die Click-Through-Rate, die Followerzahlen, das Suchmaschinenranking und noch ein paar andere Kleinigkeiten, die lebenswichtig sind, wenn Unternehmen online Umsatz machen wollen. Dabei wird aber oft vergessen, dass es bei all dem um den Kunden geht. Marketing muss heute so kundenorientiert sein wie noch nie, denn die Konkurrenz ist nur eine Webseite entfernt.

Verbraucher können heute unter so vielen Mitbewerbern auswählen, dass jedes noch so kleine Detail wichtig ist, um Bestandskunden zu pflegen und Neukunden zu gewinnen. Auch das Webdesign muss darauf reagieren und genau das war ja auch der Grundgedanke bei Mobile First. Der Verbraucher kauft ein, wenn er mit dem Smartphone an der Ampel steht oder auf einen schnellen Cappuccino im Café sitzt. Also muss das Webdesign den Verbraucher auch genau da abholen. Aber stimmt das wirklich? Ist die User Experience für jeden Kunden fantastisch, wenn das gesamte Internet für mobile Geräte optimiert ist?

Was ist diese berühmte User Experience genau?

Die User Experience, kurz UX, beinhaltet alle Aspekte eines Anwendererlebnisses. In der physischen Welt kannst du dir das Anwendererlebnis ganz einfach mit Sitzmöbeln vorstellen. Setzt du dich auf einen wackeligen Hocker, der unter dir zusammenbricht, ist deine User Experience so »speziell«, dass du in Zukunft gerne darauf verzichten wirst. Sinkst du in einen Sessel, der so gemütlich ist, dass du nie wieder aufstehen willst, wirst du diesem Sessel auch lange treu bleiben. In der digitalen Welt bezieht sich die UX auf deine Interaktion als Mensch mit dem Computer. Im Idealfall bemerkst du gar nicht, dass eine Webseite / Homepage die perfekte Usability und Utility bietet, denn du bist einfach damit beschäftigt, schnell und reibungslos das Produkt zu bestellen, das du haben willst. Denn die Merkmale einer großartigen User Experience sind folgende:

  • Alle Funktionen auf einer Webseite / Homepage laufen reibungslos
  • Die Seite lädt schnell und zuverlässig
  • Die Erwartungen des Users werden erfüllt – eine Seite muss halten, was sie verspricht!
  • Alle Funktionen sind übersichtlich präsentiert und leicht erreichbar
  • Die Navigation erklärt sich selbst, ist also intuitiv
  • Das Design spricht die Zielgruppe an
  • Der User wird so durch die Seite geführt, dass er immer weiß, was er zu tun hat

All diese Faktoren führen dazu, dass Nutzer ein zufriedenstellendes Gesamterlebnis mit einer Webseite haben. Erst, wenn diese Wohlfühl-Faktoren fehlen, nicht funktionieren oder ewig laden, wird uns bewusst, dass wir mit einer Seite unzufrieden sind. Wir ärgern uns und klicken auf den Shop der Konkurrenz. Aber wie viel haben die Erwartungen der Besucher deiner Webseite wirklich mit dem Gerät zu tun, das sie benutzen?

Customer First: Mach den Kunden wieder zum König!

Vergiss für einen Moment das Gebot der Stunde. Mobile First ist nicht für jede Webseite und für jedes Business die beste Lösung! Nutze lieber einen anderen Denkansatz, der so altbacken erscheint, dass er fast schon wieder revolutionär ist. Frage dich: Was will mein Kunde? Welche Geräte benutzt eigentlich meine Zielgruppe? Welches Ziel verfolgt meine Webseite und wie kann ich Besucher einladen, dieses Ziel so angenehm wie möglich zu erreichen? Welchen Mehrwert bieten meine Inhalte und wie entdecken meine Webseitenbesucher diese Inhalte am liebsten?

Wenn du zum Beispiel eine App anbietest, mit der Schüler und Studenten schnell die beste öffentliche Verkehrsanbindung finden, wenn sie gerade in der Stadt unterwegs sind, kannst du davon ausgehen, dass sie auch ihr Smartphone nutzen. Dann ist Mobile First wirklich die richtige Wahl. Vielleicht verfolgst du aber auch ganz andere Ziele? Wenn du einen Shop für nachhaltig produzierte Lebensmittel betreibst, dabei auf Inbound-Marketing setzt und viel Traffic über lange, fundierte Blog-Artikel rund um das Thema Umweltschutz generierst, lesen deine Kunden deinen umfassenden Content vielleicht gar nicht eben an der Ampel, sondern lieber in Ruhe zu Hause? Oder bietest du einen Fashion-Shop, in dem Kunden auch Tipps zur Stilberatung lesen und sich Outfits zusammenstellen lassen können? Sei ehrlich, wo würdest du lieber so ein Shopping-Erlebnis genießen, in der U-Bahn mit dem Smartphone oder mit dem Laptop auf dem Sofa?

Das Webdesign muss zum Content passen!

Reduziert und einfach muss nicht immer die beste Lösung sein! Schon gar nicht, wenn es um so ein persönliches Wohlfühl-Erlebnis geht wie ums Einkaufen – denn für viele Konsumenten ist heute das Gesamterlebnis viel wichtiger als das Produkt selbst. Ziehe bei deinen Überlegungen auch deine Statistiken zurate: Wie viel Prozent deines Umsatzes machst du über Desktop-Geräte und kannst du das vielleicht sogar ausbauen, weil dein Angebot zu der Zielgruppe passt, die lieber Dinge in Ruhe am Laptop erledigt? Gutes Webdesign für eine Webseite bzw. Homepage beginnt also immer mit der Nutzeranalyse! Eine schnelle und einfache Lösung für alle Endgeräte zu konzipieren wird also auf ewig ein Traum bleiben. Denn verschiedene Nutzer haben auch verschiedene Bedürfnisse, die du mit einem cleveren Webdesign befriedigen solltest. Alles andere wäre ja auch zu einfach!

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